Archiv der Kategorie: Mama erzählt

Ostern und der Sechser im Lotto

Vielleicht verbringen wir die nächsten Ostern auf Hawaii oder auf Bali. Warm und weit weg soll es sein – und es kann auch ruhig etwas teurer werden, denn wir rechnen in den kommenden 4 Wochen mit einem 6er im Lotto.

6 Richtige – Eier. Bemalt von Emil (obere Reihe), Hela (unten links) und Mama (unten rechts und in der Mitte).

Während die Ostervorbereitungen bei uns auf Hochtouren liefen, hat sich unsere Tochter an das Tablet herangeschlichen. Ihr müsst wissen, dass sie es noch nicht schafft, Tasten willentlich zu drückenFeinmotorik ist in ihrem Fall noch ziemlich ausbaufähig. Sie ist eine großartige Denkerin, die praktischen Seiten des Lebens (wie mit dem Löffel zu essen, Würfel zu stapeln, Stifte zu halten, um mit ihnen zu malen) interessieren sie hingegen recht wenig. Sie kann nicht laufen, kann aber dank ihrer Po-Rutsch-Technik schnell an die Sachen heran kommen, die sie unbedingt haben will. Und wenn sie etwas will, scheinen diverse Sperren, die das Tablet vor unerwünschtem Zugriff schützen sollten, unsere Tochter nicht bremsen zu können.

Mit ihrer einzigartigen Klatschtechnik hat sie uns nämlich die Teilnahme an der GlücksSpirale, Spiel 77 und der Super 6 für die nächsten 4 Wochen gesichert. Wie sie das geschafft hat, bleibt ein Rätsel. Tatsache ist die Rechnung, die sich auf 41,20 € beläuft. Wir haben beschlossen, keine Schritte zu unternehmen, diese zu stornieren. Wir behalten sie lieber zusammen mit der Hoffnung auf den Hauptgewinn (die Chancen stehen 1 : 140 Milionen). Aber wenn Hela selbst Lotto spielt, dann muss schon etwas daraus werden, oder?

Die Entwicklungsgespräche

Auch Kinder mit Behinderung sollen ganz normal an den sogenannten Us – den Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen. Die Untersuchungen sind im Fall von unserer Hela wirklich sehr hilfreich, nur verlaufen sie jetzt immer ganz anders, als sie das bei Kindern ohne Behinderung tun. Bei der U7a letzte Woche dauerte es vielleicht 5 Minuten, Helas Entwicklungsschritte zu besprechen. Die restliche Zeit des anderthalbstündigen Termins beschäftigten wir uns mit den medizinischen Problemen der letzten Monate.

Es war nicht immer so: in den ersten Lebensmonaten hat sich unsere Tochter normal entwickelt. Irgendwann mal fingen aber die kleinen Unterschiede zwischen ihr und den anderen Kindern immer größer zu werden. War Hela in ihrer Entwicklung vor nicht allzu langer Zeit ein oder zwei Schritte hinter den anderen Kindern her, so sind es jetzt gefühlte Lichtjahre. Mit der Zeit wächst sie förmlich aus allen standardisierten Entwicklungsbögen und Früherkennungsuntersuchungen raus. Sie passen ihr nicht mehr.

Man ist gerade so stolz, dass das Kind jetzt „MAMAMAMA“ sagt und damit auch vorwiegend mich meint. Da kriegt man ein Formular über zwei Seiten, das den Wortschatz und die ersten Grammatikkenntnisse des Kindes einschätzen soll – „Trifft nicht zu“, „keine“, „0“. Es ist definitiv einer der Momente, der einen daran erinnert, was sein könnte, was sein sollte…

Als ich nach der U7 nach Hause kam, habe ich vorsichtig ins Gelbe Heft reingeschaut und dachte mir: “Hoppla, der Arzt war aber wirklich sehr optimistich bezüglich Helas Entwicklung”. Sie hat ja zwar einen für uns großen Sprung vor der U7 gemacht, aber dass gleich bei ALLEN Bereichen ein Häkchen steht… Bis ich dann einige Sekunden später den fettgedruckten Satz oben entdeckt habe: “Nur ankreuzen, wenn die Items NICHT erfüllt werden!”

Entwicklungsuntersuchung mit einem behinderten Kind

Was meine Mutteraugen nach der U7 im Gelben Heft sehen wollten.

Früherkennungsuntersuchung mit einem behinderten Kind

Was tatsächlich da stand…

Wie die erste Früherkennungsuntersuchung nach der Diagnose – die erste U mit einem behinderten Kind für uns war, könnt ihr in dem Beitrag U6 nachlesen.

Alltagsrückstände. Was der Abfall über uns aussagt.

Irgendwann mal habe ich gelesen, dass Paparazzi Mülltonnen der Prominenten durchwühlen, um an persönliche Informationen über die VIPs zu kommen. Der Abfall sagt ja schon einiges über eine Familie aus… Dieses Bild zeigt, was ich IN unserem Sofa vor einigen Tagen gefunden habe. Es zeigt, dass bei uns unmissverständlich Kinder wohnen – davon eins mit besonderen sensorischen Bedürfnissen.

Auf dem Foto zu sehen: Reis- und Buchweizenkörner – mit denen wir ursprünglich mit unserem Sohn die selbstgebastelten Jonglierbälle befüllen wollten. Letzten Endes befüllten wir damit und mit den Riesenbohnen ein Bällebad für unsere Tochter. So hatten beide Kinder jede Menge Spaß und so landete auch jede Menge von den Körnern in unserem Sofa. Auch zu sehen Luftschlangen und Fetzen von Luftballons – von unserem hausinternen Fasching (der Fasching in der Kita ist ja für uns ausgefallen). Gummibärchen gehören zu unserem Zuhause einfach dazu – ohne Gummitiere wäre das Leben unserer Hela nicht denkbar. Mit dem Bleistift versuchte Mama sich ein paar Notizen in dem spannenden Buch über die menschliche Wahrnehmung „Anders sehen“ von Beau Lotto zu machen. Wie ihr euch denken könnt, ist sie nicht besonders weit damit gekommen: Fasching, Körnerbad und so… Und das Aufräumen danach…

Gestern habe ich erfahren, dass es tatsächlich schon seit einiger Zeit die ‘Garbologie’ gibt – die Wissenschaft vom Müll. Hier geht es zu einem interessanten Interview mit einem Garbologen. Was er wohl über unseren Abfall sagen würde?

Infektparade – Krankheitswelle überrollt eine Familie

Meine Damen und Herren, wie in den Jahren zuvor findet auch dieses Jahr pünktlich zur Faschingszeit die traditionelle, spektakuläre und einzigartige Infektparade bei der Familie H. statt! Hier berichten wir exklusiv für Sie von diesem eindrucksvollen Spektakel!Familie krank

Dieses Jahr wird der Umzug von unserem Spezialgast Königin Influenza eröffnet! Da kommt sie schon. Was für ein Auftritt, meine Damen und Herren: Influenza zwingt den Papa in die Knie und lässt ihn zittern, wie ein Blatt im Wind. Auch der kleinen Hela winkt sie zu, wirft ihr einige Epilepsie-Bonbons zu und bestreut alles reichlich mit Fieber-Konfetti. Und da sehen wir… Ist das zu glauben, meine Damen und Herren, da kommt tatsächlich auch Keuchhusten. Das Kind wurde zwar geimpft – das Nachbarskind aber nicht – ha, ha, ha! Das nicht geimpfte Kind, steckt das geimpfte Kind an ohne selbst krank zu sein: Was für eine dramatische Wendung! Trotz der Impfung regnet es glitzernde Hustensalven, die Entzündungswerte gehen ab durch die Decke! Spektakulär!!! Sehen wir da schon das Blaulicht des Krankenwagens, erklingt da schon das melancholisch-dramatische Auf und Ab des Martinhorns? Nein, noch nicht? Vielleicht beim nächsten Infekt.

Hinter dem Husten sehen wir den etwas unscheinbaren aber dafür richtig langen Umzugswagen der Mittelohrentzündung. Die Mittelohrentzündung ist, wie die Influenza, zum ersten Mal dabei aber vielleicht tragen sie sich auf die Liste der Stammgäste ein, denn die Parade scheint ihnen richtig gut zu gefallen. Sie sind beide sichtlich gerührt von der heftigen Reaktion der Zuschauer und den geladenen Patienten und bleiben auch recht lange mit Ihnen in Kontakt – die Influenza schüttelt Vielen die Hände und andere Körperteile. Ja, die Infekte fühlen sich bei der diesjährigen Parade sehr wohl.

Wäscheberge bei Magen-Darm

Wenn man mit der Wäsche nicht hinterher kommt, muss man sich überlegen die Wäscheberge dauerhaft in das Hausinterieur zu integrieren. Hier unser Vorschlag Nr. 1: die Wiese

Natürlich dürfen auch die bunten Jecken: Schnupfen und Bronchialhusten nicht fehlen. Sie sind, wie immer, zahlreich erschienen. Phänomenal wie sie sich durch die Menge schlagen! Auch die Neurodermitis hat sich diesmal besonders hübsch geschminkt, vielleicht etwas extravagant aber dafür ist sie ja bekannt. Den Umzug schließt traditionell ein Magen-Darm-Virus ab, den viele schon gut kennen: Klein, aber oho! Er gibt wirklich alles um das Publikum zum Schluss zu unterhalten! Welch ein Trubel! Was noch nicht vollkommen mit Konfetti und Luftschlangen bedeckt war, verschwindet jetzt unter den vollgespuckten Wäschebergen und leeren Medikamentenpackungen. Grandios! Einfach nur grandios!

Keine Sorge, meine Damen und Herren, das Reinigungsteam wurde auch dieses Jahr zur Hilfe geholt. Für die Aufräum-, Desinfektions- und Sterilisationsarbeiten wurden gleich mehrere Praktikumsstellen ausgeschrieben. Erschienen sind nur Mama und Papa. Voller Eifer und Engagement geben sie zwei wirklich tolle Praktikanten ab: unbezahlt und überqualifiziert, kann man sich mehr wünschen?

Tolle Parade. Lang lebe das Karneval! Helau! Helau! Helau!

Wäscheberge bei Magen-Darm

Vorschlag Nr. 2: Alpenblick

International Angelman Day

International Angelman DayAm 15.02. ist International Angelman Day. An diesem Tag feiern wir nicht das Syndrom,  sondern machen darauf aufmerksam – und auf die Menschen die davon betroffen sind, wie unsere Tochter Hela. Gleichzeitig würdigen wir die Arbeit von so vielen Personen, die sich unermüdlich dafür einsetzten, dass es unseren Kindern besser geht. Sie sind meistens keine einflussreichen Besserwisser, sondern eher die Helden des Alltags, die neben der üblichen Verpflichtungen noch Zeit dafür finden, verlässliche Informationen zum Syndrom zu sammeln und zu verbreiten, neue Studien anzubahnen und durchzuführen, Geld für diese zu akquirieren und nebenbei noch Fragen von Angelman-Eltern zu beantworten.

Auf der Seite vom Angelman Verein findet ihr viele Infos zum Syndrom sowie zum Internationalen Angelman Day.

Hier ein Link zu einem tollen Beitrag von Shari Dietz – einer Angelman-Mama, die mir in diesem Text in vielerlei Hinsicht aus der Seele spricht.

Und wer auf lustige Bilder steht, findet sie bei „Typisch Angelman ist…“, auf der Webseite vom Angelman Verein Schweiz.

4770 Mahlzeiten. Mental Load: Was Eltern richtig machen.

Über den Mental Load im Familienalltag. Keine Lösungen, nur ein Apell, sich selbst hin und wieder als Mama oder Papa auf die Schulter zu klopfen!

4770 Mahlzeiten. Ungefähr so viele Mahlzeiten haben wir unserer bald 3-jährigen Tochter serviert. Manche hat Papa zubereitet, viele wurden von Dirk Rossman, Klaus Hipp oder deren Küchengehilfen gekocht, die meisten wurden von mir aufgetischt. Dazu kommt noch: 11 Monate lang war ich die Mahlzeit, denn in der Stillzeit wurde für den Großteil der Mahlzeiten mein Körper direkt angezapft. Bei unserem 4,5 Jahre alten Sohn haben wir die Berechnungen wegen der zu vielen Variablen sein lassen (Krippe, Kita, Abwesenheiten in der Kita wegen Krankheiten etc).

Also 4770. Eine beeindruckende Zahl, wenn man bedenkt, dass weder ich noch Papa eine Kochausbildung absolviert haben und auch nicht im Catering-Bereich tätig sind. Wir sind einfach nur Eltern – und es ist keine großartige Leistung, dass man den eigenen Nachwuchs mit Nahrung versorgt. Es ist eine Selbstverständlichkeit.

Mental Load mit Kindern, dreckige Wäsche im Wäschekorb

Das bisschen Haushalt macht… die unsichtbare Hand.

All die Selbstverständlichkeiten…

In diesem Beitrag möchte ich all die Selbstverständlichkeiten würdigen, die erst sichtbar werden, wenn etwas nicht funktioniert. Sachen, die alle für so selbstverständlich halten, dass man manchmal den Eindruck gewinnt, sie würden sich von alleine machen oder von einer unsichtbaren Hand verrichtet werden. Sachen, die kaum angesprochen werden. Oder habt ihr je gehört:

„Hey, deine Kinder haben schon wieder saubere Klamotten an!“, oder auch:

„Mensch, deine Kleinen tragen heute der Jahreszeit und dem Wetter angepasste Kleidung und wieder in der richtigen Größe!“,

„Wie schaffst du das bloß, deinen Kids jeden Tag den momentanen Vorlieben und dem aktuellen Entwicklungsstand der Mundmotorik entsprechende Brotzeit mitzugeben?“,

„Schon wieder hast du rechtzeitig die Sonnenmütze/ passende Hausschuhe / Wechselkleidung / 5 € für den Dampferausflug / xxx / in die Kita gebracht“,

„Und der Fußboden ist bei dir schon wieder sauber!“.

Kleidung, Schuhe besorgen, Eincremen, Baden, Haare und Fingernägel schneiden, Zähne putzen, die Wohnung aufräumen, Brot und Klopapier kaufen… Die Liste kennt ihr alle! Sie besteht aus unzähligen Kleinigkeiten, die an sich nicht so dramatisch sind aber die Menge macht es!

Ist das Kind, wie unsere Tochter behindert (mehr zu dem Angelman Syndrom), sind die Selbstverständlichkeiten nicht mehr so selbstverständlich und kosten noch mehr Kraft als sonst. Je stärker betroffen das Kind ist, desto mehr Energie braucht man für die kleinsten Alltagsverrichtungen. Denn unsere Tochter beschäftigt sich mit Sachen, die im Leben essenziell sind: Liebe, Kuscheln, Licht und Materie, Philosophie und Gummibärchen. Der Alltag ist nicht so ihre Stärke. Was sie selbst dazu sagt, könnt ihr in dem Beitrag Folter des Alltags lesen.

Es kostet unendlich viel Kraft einen Menschen (behindert oder nicht) auf seiner Reise von einer befruchteten Eizelle zum Erwachsenen tagtäglich zu begleiten und mit diversen Selbstverständlichkeiten zu versorgen.

Alltag mit KIndern

Am besten, wenn Kinder im Haushalt mithelfen!

Und wenn man dann ganz unpädagogisch genervt ist, wenn das Kind eine Mahlzeit verweigert, weil es unter den gewünschten Nudeln plötzlich ein Blatt Kresse entdeckt hat („Iiiiih, grün liebe ich nicht“), fühlt man sich nicht gleich mies sondern denkt sich:

Gut gemacht, unsichtbare Hand!

Über den Zustand, wenn der Mama alles zu viel wird, könnt ihrem Beitrag Mit Wut durch den Familienalltag nachlesen. Und wenn euch gerade nicht nach dem Schulterklopfen ist, sondern eben nach einem vollen Glas, nur für euch – lest den Beitrag Leben als Mamagerin, um zu wissen, dass ihr nicht alleine seid!

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Dieser Beitrag war ein Teil der Blogparade #gut gemacht von Mama on the Rocks, ist im Februar 2018 entstanden und wurde im Oktober 2021 aktualisiert. Hier könnt ihr nachlesen, was die anderen Elternblogger damals zu diesem Thema geschrieben haben.

Das Täschchen

Im Leben einer Familie spielen Taschen – vor allem Hosentaschen –  eine wichtige Rolle. Die Mama hält da immer mindestens ein Taschentuch parat, um laufende Nasen in Zaum zu halten oder auch Breikleckse von ihrer Kleidung schnell und unauffällig wegzuwischen und weiterhin so tun, als wäre sie überhaupt noch nie mit Brei in Berührung gekommen.

Die Hosentasche als Schatztruhe

Der Papa hält da seinen Arbeitsschlüsselbund, der für Löcher in den Hosentaschen sorgt, die Aufbewahrung von anderen Gegenständen unmöglich machen.

Unser Sohn… Unser Sohn trägt immer ein ganzes Königreich in seinen Taschen. Locker übertrumpft er jeden noch so gewieften Schmuggler darin, Gegenstände aus der Kita in einem winzigen Hosentäschchen herauszubringen. Umgekehrt werden auch Gegenstände von Zuhause IN die Kita rein geschmuggelt. Es sind nicht immer wichtige Gegenstände, es können auch (in unseren Augen) unbedeutende oder schon kaputte Sachen sein, Hauptsache der Schmuggel läuft. Ein paar Gegenstände gehen mit in die Kita, ein paar Gegenstände kommen aus der Kita zurück – es müssen ja nicht die Gleichen sein.

Die Mama verzichtet auf regelmäßige Kontrollen an der Haustür. Die Sachen werden meist bei der Wäsche entdeckt. Wenn man Glück hat und die Kontrolle nicht vergessen wurde, entdeckt man die Gegenstände, bevor man die Hose in die Waschmaschine reingeworfen hat.

Es ist immer wieder ein Abenteuer, die kleinen Gegenstände ans Tageslicht zu befördern. Die Mama denkt da immer über die Symbolik der Sachen nach und fragt sich, warum ausgerechnet diese Sachen in den Taschen gelandet sind. Steckt da eine Geschichte dahinter? Wenn man ihn danach fragt, kann Emil keine eindeutige Antwort geben. Es sind wichtige Bauteile von einem „Kompalator“ oder Teile von einem Bohrer oder halt wichtige Sachen, die man eben in der Hosentasche haben muss.

Kann man die Gegenstände klar identifizieren, werden sie am nächsten Tag zurück in die Kita gebracht und zurückgegeben. Es ist unbekannt, wie viele Kleinigkeiten, die früher uns gehört haben, in der Kita gelandet sind. Deren Fehlen ist Mama nie aufgefallen.

Hier eine kleine Übersicht über den Inhalt von Emils Hosentaschen nach einem durchschnittlichen Tag.

In der linken Hosentasche

Linke Hosentasche:

-ein Magnet

-ein Buntstift

-ein Stück Kreide (aus Emils Besitz)

-ein fluoreszierender Pandabär (aus Emils Besitz)

 

 

 

In der rechten HosentascheRechte Hosentasche:

-Teile von einem kaputten Mini-Auto

-ein Teil von einem Steckspiel

-ein Irgendetwas unklarer Herkunft

Auch wenn Emil ein begeisterter Kastanien-, Stein- und Stocksammler ist, landen diese Sachen nie in seinen Taschen. Die werden immer Mama oder Papa geschenkt, sie dürfen sie dann in ihren Taschen tragen. Auch Hela wird damit reichlich beschenkt und darf sie in ihrem Kinderwagen transportieren.

Es ist nur folgerichtig, dass Emil Hosen ohne Taschen boykottiert. Eine Hose muss ihren Transportzweck erfüllen können – insofern gilt bei uns jede Kinderhose als Funktionskleidung. Die Mama passt beim Kauf einer neuen Hose sehr darauf, dass die Hose mindestens 2 Taschen hat. Dass dieses Problem nicht nur unsere Familie betrifft, zeigt die Geschichte einer von Mamas Cousinen. Als Kindergartenkind musste ihr leider im Krankenhaus eine Tempera-Farbtablette aus der Nase gezogen werden. Meine Cousine hat sie sich eigenhändig so tief in die Nase gesteckt, dass sie erst von einem Arzt mit Spezialwerkzeug wieder heraus befördert werden konnte. Als man die Cousine gefragt hat, warum sie sich die Farbe in die Nase gesteckt hatte, antwortete sie kurzerhand:

„Weil mein Rock keine Taschen hat“.

Übrigens hat Mama den Inhalt ihrer Jackentaschen fotografiert, bevor sie diesen Beitrag verfasst hat. Das Ergebnis hat sie nicht überrascht aber etwas nachdenklich gemacht.

Mamas JackeLinke Jackentasche:

-eine deutsche und eine polnische Münze

-zwei Haargummis von Hela

-eine Holzperle – Geschenk von Emil

-ein Stein – Geschenk von Emil

-ein Irgendetwas aus Metall, abgefallen von einem Kleidungsstück

-Verpackung, die auf ungesundes Konsumverhalten schließen lässt

-eine bunte Steckklammer, universell einsetzbar

-Schlüsselbund mit originellem und stilvollem Anhänger. Den Anhänger hat Emil für Mama ausgesucht, nachdem er ihren alten Schlüsselanhänger leider kaputt gemacht hat. Der alte Anhänger bestand aus einem wunderschönen, blauen Stein aus Brasilien. Immer, wenn Mama sich den alten Anhänger angeschaut hat, dachte sie: „So blau muss Brasiliens Himmel sein“. Jetzt hat sie den neuen Anhänger. Immer, wenn Mama ihn sieht, denkt sie: „So… haarig muss der Po vom Yeti sein?“

In Mamas Jackentasche

Rechte Jackentasche:

-ein Halstuch von Hela

-drei Haargummis von Hela

-eine Quittung

-Traubenzucker, den wir immer in der Apotheke kriegen

-Müll

-ein kleiner Triceratops

-zwei Teile von Irgendetwas aus Metall, abgefallen von einem weiteren Kleidungsstück

Um das Phänomen von Emils Taschen richtig zu verstehen, hat Mama auch den Inhalt von einem Stoffbeutel abgelichtet, der ihr im Moment die Handtasche ersetzt.

Was mama in der Handtasche so hat

Muss man da noch etwas hinzufügen?

Und was habt ihr so in euren Taschen?

Hausmittelchen, Teil 1: Unmut, Zweifel, trübe Gedanken

Gegen Unmut, Zweifel und trübe Gedanken helfen schnell und zuverlässig Ganzkörperwickel aus Wilden Kindern. Wilde Kinder sind in vielen Haushalten vorrätig. Die Anwendung erfordert keine besondere Vorbereitung, es gibt keine Kontraindikationen. Man kann die Anwendung beliebig oft durchführen, allerdings kann es beim exzessiven Gebrauch zu blauen Flecken und leichten Verletzungen kommen.

Sind keine Wilden Kinder im Haushalt vorrätig, kann man es mit einem/einer FreundIn oder netten NachbarIn versuchen. In diesem Fall sind unerwünschte Nebenwirkungen denkbar.

Kindergarten mit Behinderung

Einige Themen, die im Leben der meisten Eltern einen festen und selbstverständlichen Platz haben, bedeuten für die Eltern von besonderen Kindern eine besondere psychische Herausforderung. Ein Beispiel ist Spielplatz. Man findet ihn gut oder schlecht, interessant oder langweilig, man geht mit Kindern dahin oder auch nicht. Hat man ein Kind mit Behinderung, kann ein Besuch auf dem Spielplatz genauso traumatisierend sein, wie die Tatsache, dass man aufgrund der Behinderung nicht dahingeht.

Alle Bilder wurden von Emil gemalt.

Ähnlich ist es mit dem Kindergarten. Kindergarten ist nicht die nette Tante von nebenan. Man wird dort nicht betreut, weil man Max, Lisa oder Ali ist. Es handelt sich um Institutionen, die einem Platz anbieten, weil man ein Geschwisterkind ist, ein Kind von einer berufstätigen Alleinerziehenden oder ein Kind, das in der Nähe wohnt. Im Fall von Kindern mit Behinderung liegt der Fokus auf der Behinderung. Man kriegt einen Platz, WEIL das Kind eine Behinderung hat oder man kriegt eine Absage, weil das Kind eine Behinderung hat. Im besten Fall bekommt man eine Zusage TROTZ der Behinderung. In allen Fällen muss man als Elternteil auf der Kita-Suche dem Thema Behinderung erneut tief in die Augen schauen und sieht da Sachen, die einem Mut („Ihr Kind ist eine Bereicherung für unsere Gruppe und für die Gesellschaft“) oder Angst machen („Das trauen wir uns nicht zu“, „Es gibt tolle Einrichtungen auch für SOLCHE Kinder“, „Wir haben auch Integrationsplätze aber die Kinder sind nicht SO behindert“). Solche Aussagen hinterlassen Spuren – in einem als Mutter/Vater aber auch in der Gesellschaft, in der unsere Kinder leben werden.

Bis vor kurzem war mir das Thema Behinderung größtenteils fremd. Ich kannte keine Menschen mit Behinderung. Das lag nicht daran, dass es sie bislang nicht gab und wenn doch dann nur im Fernsehen. Nur es gab sie nicht in meinem Kindergarten, nicht an meiner Schule, nicht an der Uni und auf den Spielplätzen, die ich als Kind besucht habe, gab es sie ebenfalls nicht. Ich habe nie darüber nachgedacht – man denkt selten über die Themen nach, die in dem eigenen Leben nicht existieren. Jetzt, als Mutter einer behinderten Tochter, will ich dass es meine Tochter gibt – auf den Spielplätzen, im Kindergarten, mitten in der Gesellschaft. Ich will ihr den Zugang zu der Welt erleichtern, deswegen nimmt sie an diversen Therapien teil: Physiotherapie, Heilpädagogik, Osteopathie, Logopädie… Wie auch andere behinderte Kinder arbeitet meine Tochter jeden Tag hart daran, dass sie in unsere Welt, so wie wir sie eingerichtet haben, passt. Nur eins steht fest: keine der Therapien wird sie unbehindert machen.

Die beste Förderung für die Zukunft meiner Tochter, die ich mir vorstellen kann, ist, dass sie mit anderen Kindern aufwachsen kann. Dass die anderen Kinder lernen, sie können mit ihr spielen – so wie sie ist. Vielleicht werden sie sich dann als Jugendliche und als Erwachsene daran erinnern, wenn sie Menschen begegnen, die ganz anders sind als sie selbst. Vielleicht kriegen sie dann vor ihnen keine Angst und werden nicht zwanghaft nach einer Lösung für „das Problem“ suchen, sondern daran denken, dass es im Kindergarten ein Mädchen gab, das ganz anders war als sie und doch die gleichen Sachen mochte. Und sie konnten mit ihr spielen.

Wenn bereits im Kindergarten aussortiert wird, wird das Thema Behinderung weiterhin für viele Menschen einfach nicht existieren. Was wir nicht kennen, macht uns meistens Angst.

Im Grunde genommen, sind wir doch alle anders und haben alle unsere Macken und Eigenheiten. Ist die Angst vor Behinderungen nicht vielleicht die Angst davor selbst aufzufallen, selbst aus der Reihe zu tanzen? Wäre das im Grunde genommen nicht für alle eine Erleichterung zu wissen, dass wir ALLE in unserer Gesellschaft willkommen sind, so wie wir sind?

Für unsere Hela haben wir eine tolle Einrichtung gefunden, in der sie willkommen ist, so wie sie ist. Man schenkt ihr ganz viel Zuwendung und Aufmerksamkeit. Man nimmt ihre individuellen Bedürfnisse wahr. Sie ist dort eine ganz besondere Person – genau wie jedes einzelne Kind in ihrer Gruppe. Sie ist das einzige Integrationskind.

Was Hela über die Krippe schreibt, könnt ihr in dem Artikel Über die Kita nachlesen.