Archiv für den Monat: April 2018

Über Wasser und Liebe und Wasserliebe

Hela erklärt die Welt

Hela ist 7 und hat das Angelman Syndrom. Während gleichaltrige durch die Spielwiesen hopsen, widmet sie sich lieber scharfsinnigen Beobachtungen und stellt sich unerschrocken diversen Fragen philosophischer Natur. Könnte sie sprechen, würde sie möglicherweise das hier sagen…Wasserliebe und Angelman Syndrom

Ich mag Menschen – ich mag sie wirklich gerne! Man kann mit ihnen prima kuscheln, Quatsch machen und sie tun viele sehr, sehr spannende Sachen. Was mich aber persönlich am meisten begeistert: sie bestehen aus durchschnittlich 60 bis 80% Wasser. Das ist wirklich wahr – so viel H2O enthält der menschliche Körper je nach Alter und Geschlecht. Und Wasser liebe ich (wie auch die meisten Kinder mit dem Angelman Syndrom) mit einer ganz besonderen Liebe. Ich sage mal so:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete,
hätte aber das Wasser nicht,
wäre ich ein dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte
und alle Geheimnisse wüßte
und alle Erkenntnis hätte;
hätte aber das Wasser nicht,
wäre ich nichts.

Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte,
und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe,
hätte aber das Wasser nicht,
nützte es mir nichts.

Wasser IST Liebe und Liebe ist Wasser. „Panta rhei“ – alles fließt.

Es wundert mich nicht im Geringsten, dass ein Mensch einen ganzen Monat ohne Nahrung aber nur 3 bis 4 Tage ohne Wasser überleben kann. Ohne Wasser ist ein Leben erstens unmöglich und zweitens sinnlos.

Die Erscheinungsform und die Menge beeinflussen meine Gefühle nicht. Ob ein Glas Flüssigkeit, ein tropfender Wasserhahn oder gar eine volle Badewanne – ich stürze mich jedes Mal mit ungehemmter Begeisterung ins nasse Abenteuer. Jede Pfütze bedeutet eine potenzielle Schwimmgelegenheit, jede noch so kleine Wasserquelle lässt einen die Beschaffenheit der Welt erforschen. Das Größte ist natürlich in eine Schwimmhalle zu gehen, denn da gibt es solche Unmengen von Wasser, dass man darin baden kann! Da wird man auf einmal ganz leicht, die Bewegungen kosten nicht mehr so viel Mühe – die Hände und die Beine bewegen sich, wie von selbst. Herrlich! Es ist fast wie fliegen!

Wasserliebe und Angelman Syndrom

Wasser- Himmel auf Erden

Ich weiß, dass einige von meinen Angelman-Brüdern und Schwestern in fernen Ländern eine Delphin-Therapie machen, da dürfen sie mit Delphinen in einem Becken schwimmen. Die Therapie soll sehr angenehm und sehr effektiv sein und Delphine sind angeblich sehr schöne und sehr intelligente Tiere. Aber, wenn ich ehrlich sein soll: Leute, solange ich ins Wasser darf, würde ich sogar mit einem Dackel schwimmen gehen! Wasser ist einfach mein Element! Es trägt mich. Es perlt und kribbelt auf der Haut. Ich kann draufhauen, sooft ich will und es geht nicht kaputt! Nur manchmal, wenn man zu doll zuschlägt, spritz es einem ins Gesicht, das kommt für mich jedes Mal überraschend. Manchmal verschwindet das Wasser ohne Vorwarnung – vor allem aus der Badewanne. Das finde ich enttäuschend. Es muss ja nicht gleich beleidigt sein, nur weil ich ein bisschen damit herumspiele – das gehört ja dazu. Wir lieben uns doch! Ach, Wasser!

Eure Hela

Weitere Weltansichten von Hela könnt ihr in der Kategorie Hela erklärt die Welt nachlesen

Dieser Beitrag ist im April 2018 entstanden und wurde im Mai 2022 aktualisiert. An der Liebe unserer Tochter zum Wasser hat sich seitdem nichts geändert.

Erwachsenwerden mit Karotten

Mama bereitet das Kita-Frühstück für Emil vor. Gerade packt sie Karottenspalten in die Brotzeitdose.
„Mama, warum gibst du mir Karotten?“, will Emil wissen.
„Sie sind lecker und gesund. Sie haben viele Vitamine – die braucht man zum Wachsen“, antwortet Mama.
„Mama, dann pack ein Stück für mich rein und auch für meine Freunde: eins für Paul, eins für Max und eins für Tom.“ Mama packt gewissenhaft 4 Karottenspalten in die Dose.
Als sie am späten Nachmittag die Dose wieder aufmacht, ist ein Stück Karotte übrig.
„Wer hat seine Karotte nicht gegessen?“, fragt sie Emil.
„Paul. Denn er will gar nicht groß werden. Deswegen hat er die Karotte nicht gegessen“, antwortet Emil.
Manchmal gibt es Tage, da wünscht sich Mama, sie hätte Karotten nie gegessen.Erwachsenwerden mit Karotten

 

 

Ostern und der Sechser im Lotto

Vielleicht verbringen wir die nächsten Ostern auf Hawaii oder auf Bali. Warm und weit weg soll es sein – und es kann auch ruhig etwas teurer werden, denn wir rechnen in den kommenden 4 Wochen mit einem 6er im Lotto.

6 Richtige – Eier. Bemalt von Emil (obere Reihe), Hela (unten links) und Mama (unten rechts und in der Mitte).

Während die Ostervorbereitungen bei uns auf Hochtouren liefen, hat sich unsere Tochter an das Tablet herangeschlichen. Ihr müsst wissen, dass sie es noch nicht schafft, Tasten willentlich zu drückenFeinmotorik ist in ihrem Fall noch ziemlich ausbaufähig. Sie ist eine großartige Denkerin, die praktischen Seiten des Lebens (wie mit dem Löffel zu essen, Würfel zu stapeln, Stifte zu halten, um mit ihnen zu malen) interessieren sie hingegen recht wenig. Sie kann nicht laufen, kann aber dank ihrer Po-Rutsch-Technik schnell an die Sachen heran kommen, die sie unbedingt haben will. Und wenn sie etwas will, scheinen diverse Sperren, die das Tablet vor unerwünschtem Zugriff schützen sollten, unsere Tochter nicht bremsen zu können.

Mit ihrer einzigartigen Klatschtechnik hat sie uns nämlich die Teilnahme an der GlücksSpirale, Spiel 77 und der Super 6 für die nächsten 4 Wochen gesichert. Wie sie das geschafft hat, bleibt ein Rätsel. Tatsache ist die Rechnung, die sich auf 41,20 € beläuft. Wir haben beschlossen, keine Schritte zu unternehmen, diese zu stornieren. Wir behalten sie lieber zusammen mit der Hoffnung auf den Hauptgewinn (die Chancen stehen 1 : 140 Milionen). Aber wenn Hela selbst Lotto spielt, dann muss schon etwas daraus werden, oder?