Heute hat mir mein Teebeutel ausnahmsweise etwas Sinnvolles zugeflüstert. Wie viel ein Lächeln oder ein herzliches Lachen bewegen können, wissen Eltern von Kindern mit dem Angelman Syndrom am besten. Oder wie das unser Sohn treffend formuliert hat: ‚Lachen ist Helas Sprache‘.
Den Tee, der mir unaufgefordert Lebenstipps gibt, trinke ich seit Jahren wirklich gerne. Manche der Teebeutelweisheiten habe ich gar nicht verstanden. Manche fand ich übergriffig, manche überflüssig. Manche waren an manchen Tagen total daneben. Wie der Spruch auf dem Foto unten, den ich nach einem langen Telefonat mit einer Rehaklinik gelesen habe.
In dem Telefonat ging es darum, wieso meine Tochter, die aufgrund ihrer Behinderung bundesweit von der Maskenpflicht befreit ist, nicht die Reha antreten darf, ohne eine Maske zu tragen (in einer Klinik, die wohlgemerkt auf die Atemwege spezialisiert ist).
Es war nicht das erste Telefonat mit der Klinik, eigentlich hätten wir die Reha schon vor Monaten machen sollen. Immer hieß es aber: ‚Wir wissen nicht‘, ‚Vielleicht in ein paar Wochen‘, ‚Wir suchen uns momentan die Kinder aus’… Nach dem trilliardsten Anruf meinerseits (selbstverständlich), hieß es dann auf zum ersten Mal ganz klar: ‚Ohne Maske nehmen wir ihre Tochter nicht’… Und just zu dieser Stunde hing tatsächlich dieser Beutel in meinem Tee:
‚IM ERNST jetzt?!‘, habe ich mir gedacht, enthäutete die überreife Banane, schmiss sie in den Standmixer und schaute zu, wie die scharfen, silbernen Klingen das Fruchtfleisch in immer kleinere Stücke reißen.
‚Du bist, was du denkst‘, stand auf dem zweiten Teebeutel. Vorsichtshalber habe ich die blutrünstigen Gedanken verworfen und habe stattdessen versucht, mich an die stoischen Philosophen zu erinnern.
(Gerade Lust auf blutrünstige Gedanken? Dann hier lang zu dem Beitrag: Wut. Mama jenseits der Kommunikationsbereitschaft).
Das Thema der Weisheiten, die uns käuflich erworbene Produkte vermitteln, fasziniert mich übrigens schon lange. Oder anders gesagt: Wann hat euer Duschgel das letzte Mal mit euch geredet? Mehr dazu in meinem Text, der auf ze:tt veröffentlicht wurde: Wenn der Tee mit dir redet…
In diesem Sinne: ‚Je mehr Stille du in dir hast, je mehr kann der Andere sich selbst erfahren.‘ (Teebeutel: Frischer Geist-Tee)